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malenki.net holt Fotografie von der Wand und verleiht ihrer Vielseitigkeit über die haptische Wahrnehmung Ausdruck. 2010 von Katrin Kamrau und Robert Schlotter gegründet, stellt malenki.net einen Brückenschlag zwischen klassischen Bucherzeugnissen aus dem Verlagshaus und künstlerischen Editionen her. Die von uns präsentierten Fotobücher und fotografischen Editionen sind als ‘Handobjekte’ konzipiert und sprechen neben der optischen auch die haptische Wahrnehmung des Betrachters an. Die zumeist in Handarbeit gefertigten Werke zeichnen sich durch den Einklang von Form und Inhalt, die Verwendung hochwertiger Materialien und eine hohe fotografische Qualität aus. Die limitierten Auflagen und persönlichen Signaturen der Künstler unterstreichen die Einzigartigkeit der gezeigten Arbeiten.

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Wir bieten Workshops, Portfolio Reviews und Mentoring zu zeitgenössischer Fotografie und self-publishing für Gruppen und Einzelpersonen an. Kritische Zeitgenossenschaft, Empathie und Solidarität sind Kennzeichen unserer dialogischen Arbeitsweise. Hier finden Sie Einblicke in einige unserer Aktivitäten: on-site.

Für weitere Anfragen, Buchungen oder Kooperationen kontaktiern Sie uns per Email: malenki [at] malenki.net

 

 


Während der Buchmesse Temple Arles Books wurde Katrin Kamrau von lom-of-LaMa interviewt.

 

Wer ist ›malenki.net‹? Kannst du uns euer Konzept vorstellen?

Malenki.net, das sind zwei Personen: Robert Schlotter und ich, Katrin Kamrau.

Unsere Initiative ist aus dem gemeinsamen Studium an der Fachhochschule Bielefeld heraus gewachsen. Angelehnt an ein Seminar, haben wir 2010 eine Plattform für Editionen und Künstlerpublikationen in kleiner Auflage entwickelt und dabei vor allem erst einmal Künstler und Fotografen aus unserem direkten Umfeld einbezogen… .

Unsere ursprüngliche Idee war es, Selbst-Herausgegebenes auf Messen und in einem Webshop, den wir entwickelt haben, anzubieten. Unser Antrieb war vor allen Dingen, unsere Kräfte zu bündeln: Arbeiten von Kollegen und von uns zusammen an Orten sichtbar zu machen, an welche die einzelne Person nur schwer gelangt.

 

Nach welchen Kriterien wählt ihr Projekte aus?
Gibt es da ein inhaltliches oder ästhetisches Konzept?

Man kann unsere Auswahl nicht festmachen an einer Schule oder einer Generation, man kann sie auch nicht festmachen an einer Nation oder einer Idee, die sich in der künstlerischen Praxis wiederfindet.

Die bei uns vertretenen Produzenten haben diverse Hintergründe — fünf oder sechs Sprachen sind in unserem Programm zu finden — alle Produzenten sind auf die ein oder andere Weise mit (West-)Europa verbunden. Was den Altersdurchschnitt angeht, verhält es sich inzwischen ähnlich heterogen.

Eine inhaltliche Klammer ist die Fotografie — Fotografie in einem möglichst breiten Spektrum, verschiedensten Ausformungen und Lesarten.

Einige Arbeiten die neu in unser Programm kommen, stehen dann manchmal etwas ›allein‹ da. Es dauert aber meist nicht lange und durch eine weitere Arbeit entstehen plötzlich Brückenschläge über verschiedenste Genres hinweg.

Auch in Bezug auf die Publikationen selbst gibt es keine Grenzen: Sie reichen vom gefalteten Blatt bis zur limitierten Vorzugsausgabe im Schuber.

 

Und wie kuratiert ihr Arbeiten für euer Programm?

Robert Schlotter und ich finden neue Arbeiten, schlagen sie uns gegenseitig vor und treffen die Auswahl im Dialog. Es ist eine ständige Suche.

Unser inzwischen recht breites Angebot ermöglicht es verschiedene Arbeiten in Gruppen zusammenzuziehen und damit direkt auf Messen und Gegebenheiten vor Ort zu reagieren. Für die ›Temple Arles Books‹ treffen wir täglich eine neue Auswahl. Heute hatten wir hier auf der Buchmesse einen Beitrag zu Text-Bild-Arbeiten. Dazu passend haben wir die Bücher ausgewählt. Und selbst innerhalb einer solchen Zusammenstellung, ist unser Tisch recht vielstimmig. Ich habe viel Freude daran, zwischen den verschiedenen Stimmen Beziehungen herzustellen und Verbindungen zu finden.

 

Nehmt ihr gestalterisch oder inhaltlich Einfluss auf Publikationen? Worin seht ihr den kreativen Prozess innerhalb eurer Tätigkeit?

Gestalterisch oder inhaltlich nehmen wir keinen Einfluss auf die Arbeiten. Gern stehen wir während der Erstellung einer Publikation beratend zur Seite; aber nur auf Nachfrage. Ich selbst gebe auch Workshops zur Buchgestaltung oder zum Konzept des Self-Publishing. Was wir bieten können, ist eine Zusammenarbeit auf Maß und auf Augenhöhe.

Malenki.net ist für uns ein Projekt von mehreren und die Zeit, die wir investieren können, ist begrenzt. Ich sage unseren Interessenten immer sehr deutlich, dass wir nicht die Stärke haben, die klassische Verlage haben. Und bei der Entwicklung von Fotobuch-Messen oder auch Kunstbuch-Messen kann man momentan sehen, dass sich die Auswahl der Teilnehmer immer mehr auf kommerzielle oder finanzielle Interessen zuspitzt. Manche Messen sind auch nur für Verlage offen und nicht für ein hybrides Format, wie wir es sind.

Der kreative Prozess unserer Arbeit ist die Auswahl von Publikationen, das Kuratieren unseres Programms, das Arrangieren und Kontextualisieren von verschiedenen Arbeiten auf unseren Tischen: letztlich alles in einen Klang zu bringen.

 

Wie viele Arbeiten und Künstler habt ihr bisher im Programm?

Im Moment sind es ungefähr 65 Personen. Einige Autoren sind mit mehreren Publikationen vertreten. Die Zahl, der Arbeiten, liegt bei ungefähr 85 — aber ich denke inzwischen sind es ein paar mehr.

 

Mit welchen Auflagen arbeitet ihr?

Wir haben Editionen, Künstlerpublikationen und auch selbstverlegte Fotobücher im Angebot. Die Auflagen variieren zwischen 10 und 1.000.

 

Wie betrachtest du das Buch als Medium im Kontext der Digitalisierung?

Für malenki.net selber spielt die Digitalisierung eine untergeordnete Rolle.

Als Gestalterin, als Künstlerin und auch als Fotografin nutze ich digitale Medien zur Repräsentation. Im Kontext von malenki.net ist dies ganz ähnlich: Soziale Medien und Newsletter bieten die Möglichkeit der weltweiten Aufmerksamkeit. Auf Wunsch bieten wir den Produzenten den Verkauf von ihren Publikationen über unseren Webshop an; versuchen online eine gute Idee von den Arbeiten zu vermitteln, aber Digitalität ist nicht unbedingt in das einzelne Werk implementiert. Wir haben auch keine digitalen Werke im Programm.

Die Haptik ist ohnehin eine unserer zentralen Säulen und somit vor allem auch Offline-Arbeit auf Messen. Es ist wichtig für unsere Kunden Arbeiten anfassen, fühlen — manchmal sogar riechen — zu können. Häufig werden Kaufentscheidungen auf Basis eines physischen ›Einander-Kennenlernens‹ getroffen.

 

Wie wichtig ist euch der persönliche Kontakt zu den Künstlern?

Der ist uns sehr wichtig. Wir haben zu allen Kontakt und wenn man vorher keinen hatte, dann entsteht dieser durch unsere Zusammenarbeit. Im Rahmen von malenki.net entwickeln wir zusammen mit Partnern vor Ort ebenfalls Ausstellungsformate wie kijk:papers in der Warte für Kunst in Kassel oder Gesprächsreihen wie den Tique Salon im Tique I art space in Antwerpen. Es ist uns wichtig im Austausch zu stehen und zu wissen: ›Wer ist gerade wo, macht was, beschäftigt sich mit welchem Projekt‹, um dann passende Angebote machen zu können. Mich interessieren die Menschen und ihr Umgang mit Fotografie —thematisch und medienbezogen.

Arles, 4. Juli 2019